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Damals: Wo geht’s denn hier zur Peter-Weiss-Straße?

Fast wäre die „erste Adresse“ der Universität, die Bibliotheksstraße, mal in Peter-Weiss-Straße umbenannt worden. Aber nur fast – eine Geschichte aus der Universitätsgeschichte

Campusleben

Am 10. Mai 1982 stirbt in Stockholm der 1934 aus Deutschland emigrierte Schriftsteller, Maler und Filmemacher Peter Weiss. Er war auch Träger des Bremer Literaturpreises. Deshalb werden zwei Monate später in Bremen Vorbereitungen getroffen, hier eine Straße nach ihm zu benennen. Der Vertreter des Bausenators schlägt hierfür die Umbenennung der Bibliothekstraße an der Universität Bremen vor.

Das Staatsarchiv in seiner Funktion als Gutachter bei Straßenbenennungsverfahren äußert sich zurückhaltend positiv. Es gibt unter anderem zu bedenken, dass Umbenennungen laut Beschluss des Bremer Senats nur in begründeten Ausnahmefällen möglich seien. Außerdem habe sich die Universität Anfang der 1970er-Jahre „konsequent geweigert“, personenbezogene Straßennamen zu akzeptieren. Der zuständige Referent im Bauressort schlägt daraufhin eine Neubenennung auf dem Teerhof vor.

Peter Weiss – „ein „Kind dieser Stadt“

Die Bildungs- und Kulturbehörde wendet sich jedoch mit umfangreichen Informationen zu Weiss an das Staatsarchiv und bittet um eine erneute, „positiv verstärkende“ Stellungnahme. Nur wenige Tage später erklärt der Archivdirektor, dass eine Ausnahmesituation für eine Straßenumbenennung gegeben sei: „Peter Weiss verbrachte … bis auf die ersten beiden Lebensjahre seine gesamte Kindheit in Bremen, wo – wie er selbst 1982 öffentlich gesagt hat – die Wurzeln zu seinem späteren literarischen Lebenswerk liegen. Peter Weiss kann so mit einiger Berechtigung als Bremer und als Kind dieser Stadt bezeichnet werden.“

Peter Weiss (ganz links) bei der Verleihung des Bremer Literaturpreises 1982. Wenige Monate später verstarb er – eine Straße an der Universität sollte nach ihm benannt werden.
© Jochen Stoss

Gegen eine Umbenennung der Bibliothekstraße gäbe es außer möglichen Kosten keine Bedenken. Im Gegenteil: „Durch seine Tätigkeit als kritischer Schriftsteller und Maler, dessen Werk in großem Maße auch der Geschichte der Arbeiterbewegung und des deutschen antifaschistischen Widerstandes gegolten hat, ist die Person Peter Weiss‘ auch in besonderer Weise mit der Universität und ihren Arbeits- und Forschungsansätzen verbunden. Durch eine Umbenennung … käme diesem und dem mit ihm verbundenen Bremen-Bezug eine bleibende regionale und überregionale Bedeutung zu“ – nicht zuletzt, weil auch die offizielle Anschrift der Universität nach ihm bezeichnet werden würde.

Die Universität stimmte einer Umbenennung zu – doch der Ortsbeirat Horn-Lehe stellte sich quer.

Akademischer Senat stimmt Umbenennung zu

Tatsächlich hat die Universität als Anliegerin keine Einwände. Der Akademische Senat stimmt am 9. Februar 1983 der geplanten Umbenennung zu, um den Maler und Schriftsteller entsprechend zu würdigen. Allerdings steht die Stellungnahme des ebenfalls zustimmungspflichtigen Ortsbeirats Horn-Lehe noch aus. Dieser befasst sich am 16. März mit der Frage der Umbenennung und erklärt, dass er auf seinen 1974 gefassten Beschluss beharre, im Universitätsgebiet keine Straßenbenennungen nach Persönlichkeiten durchzuführen. Gleichzeitig fordert er den Bremer Senat auf, auch dessen „im gleichen Jahr gefassten Grundsatzbeschluss nicht aufzuheben und es bei der Bezeichnung Bibliothekstraße zu belassen.“

Am Ende wurde es eine kleine Wohnstraße in der Neustadt

Danach verschwinden die Pläne, einen von den Nationalsozialisten ins Exil vertriebenen „Sohn der Stadt“ posthum zu ehren, für lange Zeit in der Schublade. Erst ein Vierteljahrhundert später, am 14. Juli 2009, beschließt der Bremer Senat, eine kleine neue Wohnstraße in der Neustadt nach Peter Weiss zu benennen.

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