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Erste Liebe mit schlimmen Folgen

Die Sozialpsychologin Iris Stahlke hat ein Projekt zur Prävention von Gewalt in Teenagerbeziehungen entwickelt

Forschung

Die erste Liebesbeziehung ist etwas Besonderes für Jugendliche. Auf Bindungen im späteren Leben hat die erste „große Liebe“ oft einen immensen Einfluss. Was aber, wenn diese Beziehung von Gewalt geprägt ist? In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat sich Psychologieprofessorin Iris Stahlke von der Universität Bremen mit der Entstehung und Verhinderung von Gewalt in ersten Paarbeziehungen befasst.

Romantische Ideale wie Treue und Verständnis spielen für junge Menschen eine große Rolle. Leider gehören aber auch Stalking, Cybermobbing oder körperliche oder sexualisierte Gewalt zum Beziehungsalltag von Teenagern. Iris Stahlke, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Bremen, hat eine Studie zum Thema durchgeführt und aufbauend auf den Ergebnissen ein Präventionsprogramm für die Praxis entwickelt. Das Forschungsteam führte Gruppendiskussionen und Interviews mit Schülerinnen und Schülern der Mittelstufen durch und interviewte Expertinnen und Experten aus verschiedenen Einrichtungen.

Liebe braucht Respekt

Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil in jugendlichen Paarbeziehungen. Bemerkenswert ist laut Stahlke in diesem Zusammenhang aber auch ein anderes Ergebnis: „Jugend­liche werden oft als ‚Generation Porno‘ verschrien, dabei sind ihnen traditionelle Werte wieder sehr wichtig.“ Geschlechter­rollen werden stärker als früher untereinander verhandelt. Gleichzeitig zeigten Mädchen und Jungen aber teilweise ein sehr unterschiedliches Verhalten: „Mädchen sind ihren Partnern gegenüber in schwierigen Situationen häufig verbal überlegen. Die Jungen fühlen sich dadurch hilflos und vermeiden Auseinandersetzungen eher“, erläutert Stahlke. Außerdem scheinen Mädchen in Beziehungen besonders durch die zeitweise Trennung bedroht zu sein, vermissen den Partner also schneller. Die Jungen hingegen fürchten sich eher vor zur großer Vereinnahmung. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse können schnell zu Konflikten führen, daher müssten Jugendliche lernen, respektvoll miteinander umzugehen und sich vor Grenzüberschreitungen zu schützen, so Stahlke.

Eltern haben Vorbildfunktion

Eine Kernaussage der Studie: Beziehungsmodelle der Eltern oder anderer Bezugspersonen haben großen Einfluss auf die Gestaltung der ersten Beziehungen. Haben Jugendliche häusliche Gewalt in der Familie erlebt, führe dies eher dazu, dass Gewalt in der Beziehung als „normal“ betrachtet wird. „Eltern haben eine Vorbildfunktion für die Lösung von Konflikten“, betont Stahlke.

Prävention im Schulalltag

Mit ihrer Forschungsarbeit möchte Iris Stahlke für das Problem sensibilisieren und Impulse für die praktische Präventions­arbeit geben. In Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus und der Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt in Verden hat sie zu diesem Thema deshalb Unterrichtseinheiten für die Klassen 7 bis 10 entwickelt. Mit Unterstützung von Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen und Psychologiestudierenden wurden die Workshops bereits an einigen Schulen durchgeführt. Mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler nahmen bisher an dem Angebot teil. Sie lernen, gewalttätige Beziehungsmuster zu erkennen und sich Hilfe zu holen. „Nur in der respektvollen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Jugendlichen kann man Zugang zu ihrem Verhalten und Erleben in Liebesbeziehungen erhalten und Gewalt minimieren“, so das Fazit der Bremer Sozialpsychologin. Sie empfiehlt Schulen, für die Prävention zum Thema den Werte und Normen-Unterricht zu nutzen. Externe professionelle Fachkräfte sollten dabei die Umsetzung übernehmen. Das Projekt wird derzeit in einer Kooperation von der Universität Bremen und dem Frauenhaus Verden fortgeführt. „Seitens der Schulen gibt es eine große Nachfrage“, freut sich Iris Stahlke.  

http://unihb.eu/OjB9l2Ii

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