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Happy birthday, ZeMKI!
Das Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung wird zwanzig Jahre alt
Egal ob man kurz die Nachrichten checkt, den nächsten Urlaub bucht oder für eine Hausarbeit recherchiert: Medien und Kommunikation prägen unseren Alltag. Aber wie genau? Am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) ergründen Forschende aus Disziplinen wie der Kommunikations- und Medienwissenschaft, den Erziehungswissenschaften oder der Informatik das Zusammenspiel zwischen Medien, Kommunikation und Gesellschaft. Und das bereits seit zwanzig Jahren.
Mit seinen elf Professor:innen, 58 wissenschaftlichen Mitarbeitenden, drei Fellows und 18 beratenden Mitgliedern ist das ZeMKI eine Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bremen. Das bedeutet: Es ist außerhalb von Fachbereichen angesiedelt, hier kooperieren die Forschenden fächerübergreifend miteinander. Dafür steht auch das gemeinsame Gebäude in der Linzer Straße, in dem ein Großteil der Forschenden seit 2011 zusammenarbeitet.
Zehn Labs gibt es im ZeMKI. Darunter versteht man Arbeitsgruppen, die jeweils von einem Professor oder einer Professorin geleitet werden. Alleine zwei Beispiele verdeutlichen, wie breit das ZeMKI thematisch aufgestellt ist: Kerstin Radde-Antweiler, Professorin für Religionswissenschaft und stellvertretende Sprecherin des ZeMKI, beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Medien und Religion. Wie also zum Beispiel Diskurse in den Medien das Bild von religiösen Gemeinschaften prägen, aber auch, wie diese Gemeinschaften Medien nutzen, um ihre Botschaften zu verbreiten. Und Karsten Wolf, Professor für Medienpädagogik und Didaktische Gestaltung multimedialer Lernumgebungen, untersucht unter anderem: Wie lernen Kinder und Jugendliche in digitalen Räumen? Was für Lernerlebnisse bieten beispielsweise Videospiele? Und wie kann man schulische Lernplattformen so gestalten, dass sie Kinder und Jugendliche zum Arbeiten motivieren?
Aufbruchstimmung: Wie drei junge Profs den Grundstein für das ZeMKI legten
Mit seinen drei Forschungsschwerpunkten „Automatisierung und Datafizierung von Kommunikation“, „AV-Kulturen“ und „Digital Gaming“ deckt das ZeMKI eine enorme Vielfalt an Themen ab. Und diese Interdisziplinarität war bereits in der Anfangszeit des ZeMKI prägend. Denn in den frühen Nullerjahren wurden an der Universität Bremen über die Fachbereiche hinweg verschiedene Professuren zu digitalen Medien geschaffen. Unter den Neuberufenen entstand schnell der Wunsch, zusammenzuarbeiten – besonders unter dreien von ihnen: dem Informatiker Andreas Breiter, Andreas Hepp, der zu Medien- und Kommunikationswandel arbeitete, und Winfried Pauleit, ein Film- und Medienwissenschaftler. Am 26. Mai 2005 gründeten sie als Juniorprofessoren das Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI), das 2011 in „Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung“ (ZeMKI) umbenannt worden ist und 2019 eine von neun Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtungen der Universität Bremen wurde. „Es herrschte eine große Aufbruchstimmung“, sagt Andreas Hepp. Und damit verbunden ein gutes Gespür dafür, welche aktuellen Themen und Entwicklungen gesellschafts- und forschungsrelevant waren.

© ZeMKI / Universität Bremen
„Mediatisierte Welten“ – Forschung zwischen Medien und Gesellschaft
„Unser Ansatz war schon damals, Medien und Kommunikation vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen zu erforschen und sie als gesellschaftliche Phänomene zu verstehen“, sagt Hepp. Damit unterschied sich das IMKI von anderen medienwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland, in denen es noch Forschung zu Einzelmedien, etwa Fernsehen, Radio oder Printmedien, gab. Diese übergeordnete Forschungsperspektive zeigte sich auch in dem Schwerpunktprogramm „Mediatisierte Welten“ – das erste große Forschungsprogramm am IMKI, das von 2010 bis 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert worden ist und von Friedrich Krotz koordiniert wurde. Hier beschäftigten sich die Forschenden damit, wie sich die verschiedenen Bereiche von Gesellschaft verändern, wenn sie mehr und mehr mit digitalen Medien durchdrungen sind.
Internationaler Austausch mit dem „Visiting Research Fellowship“
Der Forschungsansatz des ZeMKI zog bald auch internationale Wissenschaftler:innen an. Für sie wurde im Jahr 2017 das „Visiting Research Fellowship“ ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: Die Forschenden bekommen am ZeMKI vier Wochen Zeit, um frei an einem ausgewählten Thema zu arbeiten. Sie sind eingeladen, sich mit einem Vortrag und einem Arbeitspapier einzubringen, doch abgesehen davon steht es ihnen frei, wie sie ihre Zeit gestalten, um gemeinsam mit den Personen vor Ort am ZeMKI zu forschen. „Das ist ein großer Luxus angesichts der vollgepackten Terminkalender von Forschenden“, sagt Dr. Leif Kramp, Forschungskoordinator am ZeMKI. Und das zeigt sich auch in Zahlen: In diesem Jahr kamen 166 Bewerbungen auf fünf Plätze.
Doch nicht nur Forschende profitieren von der wissenschaftlichen Exzellenz des ZeMKI: Studiengänge wie der Bachelor Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie die Masterprogramme „Digital Media and Society“ und seit 2024 „Media and Public Engagement“ gehören zu den gefragtesten der Universität Bremen. Und die Stadtgesellschaft profitiert unter anderem von einer seit anderthalb Jahren bestehenden Vortragsreihe zu „kommunikativer KI“ sowie den ZeMKI-Mediengesprächen, die aktuell gemeinsam mit Radio Bremen/Bremen Zwei und dem Bremer Presse-Club ausgerichtet werden. Hier tauschen sich Medienschaffende, Menschen aus der Stadtgesellschaft und Forschende zu aktuellen Themen aus, etwa zu Künstlicher Intelligenz im Journalismus oder Informationsnutzung über Social Media.
Grundlagenforschung an den Themen der Zeit
Und wie soll es weitergehen? Zum Beispiel mit der neuen Forschungsgruppe zu kommunikativer künstlicher Intelligenz, „Communicative AI: The Automation of Societal Communication“, kurz ComAI, die seit Anfang des Jahres von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördert wird. In ihr geht es darum, die Kommunikation zwischen Künstlicher Intelligenz und dem Menschen zu erforschen – etwa in Bezug auf Sprachassistenten, Social Bots, die öffentliche Debatten beeinflussen, oder Programme wie ChatGPT. „Als wir anfingen, uns mit diesem Themenkomplex zu beschäftigten, wurden wir noch belächelt: Macht ihr jetzt etwas zu Alexa?“, sagt Hepp. Mittlerweile ist das Thema in aller Munde. Und damit zeigt sich wieder einmal ein Merkmal, das ZeMKI schon in seiner ganzen Geschichte prägt: „Wir wollen weiter Grundlagenforschung verbinden mit einem Blick, der nah dran ist an den Themen der Zeit“, resümiert Andreas Hepp.