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„Im Mittelpunkt steht für uns immer der Mensch“

Wie der Transfer in der Wirtschaft durch Start-ups gefördert wird: Der Erfolg von Ehepaar Wenig.

Uni & Gesellschaft

Die Universität Bremen und ihr Verbund BRIDGE fördern die Ausgründung von Start-ups und damit den Transfer in die Wirtschaft seit Jahren mit Erfolg: Im Gründungsradar 2018 des Stifterverbands lag sie bundesweit auf Rang sechs unter den großen Hochschulen. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Start-up der Universität ist das des Ehepaars Dr. Nina und Dr. Dirk Wenig. Die beiden haben einen Chatbot für Unternehmen entwickelt. Dafür kamen die Informatikerin und der Informatiker beim Bremer Start-up-Wettbewerb CAMPUSiDEEN 2018 auf den ersten Platz in der Kategorie „Geschäftsideen“. Er ist mit 3.000 Euro dotiert.

IDA-Bot heißt ihr Dienst, der das Chatten mit einem technischen System erlaubt und Unternehmen dabei unterstützen soll, Anfragen von Kundinnen und Kunden zeitnah und passgenau zu beantworten. Die Abkürzung IDA steht für intelligent, domänenspezifisch und anpassbar. Er bietet Unternehmen die Möglichkeit, auf Grundlage ihrer eigenen Daten, einen intelligenten Chatbot anzulernen. IDA-Bot soll auf der Website des Unternehmens oder in einem gängigen Messenger auf dem Smartphone rund um die Uhr nutzbar sein.

Hinter dem IDA-Bot steht eine künstliche Intelligenz (KI). „Sie sucht sich auf Grundlage der Daten unserer Kunden selbst Antworten zusammen“, sagt Nina Wenig. „Das Besondere dabei ist, dass wir den Unternehmen zusätzlich die Möglichkeit bieten, hineinzuschauen in das, was der Chatbot sich selbst beigebracht hat.“ Die Unternehmen können die möglichen Antworten kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren und ergänzen. „Sie sollen darauf vertrauen können, dass der Chatbot korrekt und in ihrem Sinne antwortet“, so die Informatikerin. Das Ehepaar hat an einem Prototyp gearbeitet und diesen zusammen mit verschiedenen Unternehmen erprobt. „Bisher gab es viel positives Feedback“, sagt Dirk Wenig. Und natürlich auch Anregungen für Verbesserungen, die in die Weiterentwicklung des IDA-Bots einfließen werden.

Dr. Nina Wenig hat Informatik in Hamburg studiert und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Digital Media Lab der Universität Bremen. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit der automatischen und manuellen Verschlagwortung von Bildern. Schwerpunkte ihrer Forschung sind mobile Medien und die Nutzung verschiedener Sensoren, die Kombination von Bildverarbeitung und Kontext-Erkennung, unterschiedliche Lern-Algorithmen und neue Benutzeroberflächen.
© GfG/Universität Bremen

„Jeder soll sich einen Chatbot erstellen können“

„Unser Ziel ist es, dass sich jeder irgendwann kostengünstig und ohne Informatikvorkenntnisse einen Chatbot erstellen kann“, sagt Nina Wenig. „In erster Linie wollen wir kleine und mittelständische Unternehmen im deutschsprachigen Raum ansprechen. Wir sind überzeugt, dass sie den IDA-Bot gut gebrauchen können“, so Dirk Wenig. Die Idee zum IDA-Bot kam dem Ehepaar während der vergangenen Bundestagswahl. Da ist ihnen aufgefallen, dass einige Parteien Chatbots benutzt haben, die in der Regel nicht gut funktionierten. „Bei einer Partei kam es sogar vor, dass das Programm nicht beantworten konnte, wer der Spitzenkandidat ist. Es war wohl vorher keiner darauf gekommen, dem Bot dafür die richtige Antwort beizubringen. Wir haben uns zu dieser Zeit gedacht: Das können wir besser“, sagt Dirk Wenig.

Die Ausgründung mit IDA-Bot ist für 2019 oder 2020 geplant. Noch arbeiten Nina und Dirk Wenig aber im Digital Media Lab der Universität Bremen. „Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit digitalen Medien beschäftigen, halten wir uns ständig auf dem Laufenden und beobachten die Trends. Wir arbeiten von jeher sehr anwendungsorientiert“, sagt Dirk Wenig. „Unser Ziel ist es, Forschung zu betreiben, die relativ kurz- oder mittelfristig auch wirklich für Innovationen sorgt, und die wir im Alltag nutzen können. Transfer ist für uns also immer präsent.“ Dabei ist die Arbeitsgruppe auch stark im Feld der Künstlichen Intelligenz unterwegs – in einem Forschungsbereich, der nicht unumstritten ist. Nina Wenig ist es daher wichtig, zu betonen: „Wir beschäftigen uns zwar mit KI, im Mittelpunkt steht dabei aber immer der Mensch. Wir stellen uns die Frage: Wie entwickeln wir Technologien zum Nutzen der Gesellschaft?“

Dr. Dirk Wenig hat an der Universität Bremen Informatik studiert und promovierte dort im Rahmen des Graduiertenkollegs Advances in Digital Media. Heute ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Digital Media Lab der Universität. Dort forscht er unter anderem in den Themenfeldern Navigation, Mensch-Maschine-Interaktion sowie mobile Medien.
© GfG/Universität Bremen

„Die Universität unterstützt uns tatkräftig“

Seit sich Nina und Dirk Wenig mit der Idee für den IDA-Bot und mit einer möglichen Ausgründung beschäftigen, haben sie an der Universität viel positive Erfahrungen gemacht: „Unser Chef, Professor Rainer Malaka, und das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) unterstützen uns tatkräftig. Auch die Beratungs- und Förderangebote des Referats UniTransfer und besonders des Teams von BRIDGE sind für uns sehr wertvoll“, sagt Nina Wenig. Die Bremer Hochschulinitiative BRIDGE bietet ein breites Angebot an Beratung und Weiterbildung für Studierende und Mitarbeitende der bremischen Hochschulen, die eine Existenzgründung planen. Sie veranstaltet zudem jährlich den Gründungswettbewerb CAMPUSiDEEN.

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