
© Matej Meza / Universität Bremen
Botschafter:innen der Uni Bremen in aller Welt
Das Research Ambassador Programme wird zehn Jahre alt
Zahlreiche internationale Studierende und Forschende kommen jedes Jahr an die Universität Bremen. Für viele von ihnen bleibt es bei einem einzigen Aufenthalt. Andere kommen immer wieder, bauen sowohl persönliche als auch wissenschaftliche Netzwerke zwischen der Universität Bremen und Forschungsinstitutionen in ihren Heimatländern auf. Einige von ihnen, die besonders gut vernetzt und in Schlüsselregionen aktiv sind, ernennt die Universität Bremen zu Research Ambassadors. Zum zehnjährigen Jubiläum des Research Ambassador Programmes stellt up2date. zwei der Forschenden vor.
„Die Research Ambassadors geben der Universität Bremen international ein Gesicht“, erläutert Jana Sievers, die das Programm im International Office koordiniert. „In ihren Heimatländern stehen sie Forschenden und Studierenden, die Interesse an einem Aufenthalt an der Universität Bremen haben, Rede und Antwort – als persönliche Ansprechpersonen mit guten Kenntnissen über Institution, Forschung und Region.“ Um diese Verbindungen zu stärken, bietet die Universität Bremen den Research Ambassadors Unterstützung an: So ermöglicht es das „Seniors bring Juniors“-Programm den Ambassadors, interessierte Forschende in frühen Karrierestufen zur Universität Bremen einzuladen. Die Universität beteiligt sich außerdem an den Reisekosten der Research Ambassadors nach Bremen und veranstaltet Treffen zu deren Vernetzung. Langfristig stärkt die Universität durch das Programm ihre internationalen Verbindungen, knüpft Kooperationen und findet Partner:innen für neue Projekte.
Research Ambassadors werden von der Universität für einen Zeitraum von drei Jahren ernannt, danach kann die Ernennung verlängert werden. Elf Ambassadors und aus acht Ländern gibt es derzeit, die an sieben Fachbereiche der Universität Bremen angebunden sind. Dazu kommt ein emeritierter Ambassador, der weiterhin aktiv mit der Universität Bremen verbunden ist. Was die Rolle „Research Ambassador“ für sie persönlich bedeutet, erzählen hier zwei von ihnen: Alejandra Castro-Carranza aus Mexiko und Mazi Sanda aus Kamerun.
Alejandra Castro-Carranza, Associate Professor für Science of Sustainable Materials, National Autonomous University of Mexico (UNAM)

© Matej Meza / Universität Bremen
Zum ersten Mal in Bremen war ich im Jahr 2013, für einen Forschungsaufenthalt als Marie Curie Postdoc am Institut für Festkörperphysik. Insgesamt blieben mein Mann und ich knapp fünf Jahre lang in Bremen, die ältere unserer beiden Töchter verbrachte Teile ihrer Kindheit hier.
2016 habe ich in einem wissenschaftlichen Artikel gelesen, dass Glyphosat in Bier gefunden worden ist. Dieses Thema, schädliche Chemikalien aufzuspüren, hat mich seitdem immer weiter beschäftigt. Nachdem mein Mann und ich 2018 nach Mexiko zurückgekehrt waren, setzen wir unsere Forschung hierzu dort fort. Hier in Mexiko arbeite ich daran, Elektrogeräte zu entwickeln, um solche Chemikalien aufzuspüren, vor allem Stoffe wie Glyphosat. Das ist gerade in Mexiko ein hochrelevantes Thema, denn im Bundesstaat Michoacán, wo wir wohnen, spielt die Landwirtschaft eine große Rolle. Was das aber für ökologische und gesundheitliche Auswirkungen hat, ist noch nicht vollständig klar. Hier wollen wir gemeinsam einen Beitrag leisten.
2019 gründeten mein Mann und ich „Bremex“ – ein Netzwerk aus inzwischen 37 Forschenden und Studierenden der Universitäten Bremen und UNAM sowie angeschlossener Hochschulen und Forschungsinstitute. Unser gemeinsames Ziel ist es, leicht herstellbare und nachhaltige Technologien zu entwickeln – zum Beispiel Sensoren für Schadstoffe oder nachhaltige organische und hybride Photovoltaikanlagen zur Energieerzeugung und -detektion. Außerdem ermöglichen wir es zusammen mit dem MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen immer wieder mexikanischen Studierenden, nach Deutschland zu kommen. Sieben Studierende der UNAM waren in diesem Rahmen schon in Bremen. Im gleichen Zeitraum wurde die Mobilität zur UNAM gefördert.
Seit 2015 bin ich Research Ambassador der Universität Bremen. Mit der Universität Bremen verbindet mich viel, nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht: Ich fühle mich selbst schon ein bisschen als Bremerin! Meine ältere Tochter hat in der Kita in Bremen Deutsch gelernt, und noch heute schauen wir mit beiden Kindern deutsche Fernsehsendungen wie „Checker Tobi“ oder „Die Sendung mit der Maus“. Beruflich hat mich besonders die Zusammenarbeit mit Professor Jürgen Gutowski sehr geprägt. Von seiner Art, eine Forschungsgruppe zu leiten, habe ich viel gelernt, was ich in meinem Alltag versuche umzusetzen.
Dr. Mazi Sanda, Junior Associate Professor of Ecology an der Universität Ngaoundéré, Kamerun

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Von 2012 bis 2015 habe ich in Bremen bei Dorothea Brückner promoviert, anschließend bis 2019 als Postdoc dort gearbeitet. Ich habe mit vielen Bremer Forschenden zusammengearbeitet und bin auch heute noch mit ihnen im Austausch, darunter Juliane Filser, Hartmut Koehler und Marco Rohlfs.
In meiner Forschung bin ich auf der Suche nach alternativen Pestiziden und Düngemitteln. Dabei arbeite ich mit der indigenen Bevölkerung Kameruns zusammen. Viele indigene Bäuer:innen wissen viel darüber, welche pflanzlichen Mittel sich als natürlicher Insektenschutz eignen, aber sie können diese Mittel nicht im großen Stil einsetzen. Gleichzeitig spüren sie am eigenen Leib die schädlichen Auswirkungen chemischer Pestizide. Auf der Grundlage ihres Wissens möchte ich pflanzliche Pestizide im großen Stil entwickeln. Davon würden nicht nur die Bäuer:innen in Kamerun, sondern die Landwirtschaft weltweit profitieren.
Ich bin überzeugt, dass von der Kooperation zwischen unseren Universitäten beide Seiten profitieren können. Vieles an der Ökologie Kameruns ist noch unerforscht, und deshalb möchte ich sowohl deutsche als auch afrikanische Studierende und Wissenschaftler:innen auf diese Forschungsmöglichkeiten aufmerksam machen. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, kamerunischen Studierenden und Forschenden einen Aufenthalt an der Universität Bremen zu ermöglichen. Die Labore sind dort besser ausgestattet, ebenso wie die Bibliothek. Auch der Zugriff auf internationale wissenschaftliche Zeitschriften ist einfacher.
Besonders wertvoll finde ich den Austausch mit den anderen Research Ambassadors. Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen, haben aber vieles gemeinsam, zum Beispiel unser wissenschaftliches Engagement für Nachhaltigkeit. Wir planen gerade, gemeinsam eine Summer School zu diesem Thema zu veranstalten.
Neben Alejandra Castro-Carranza und Mazi Sanda gibt es aktuell folgende weitere Research Ambassadors an der Universität Bremen:
Prof. Dr. Krishnendu Chakrabarty, Arizona State University, USA – Research Ambassador am Fachbereich Mathematik und Informatik
Prof. Dr. Kolyang, University of Maroua, Kamerun – Research Ambassador am Fachbereich Mathematik und Informatik
Prof. Dr. Enzo Morosini Frazzon, Federal University of Santa Catarina, Florianópolis, Brasilien – Research Ambassador am Fachbereich Produktionstechnik
Prof. Dr. Alex Makulilo, Open University of Tanzania, Tansania – Ambassador am Fachbereich Rechtswissenschaften
Prof. Dr. Yanbing Mao, SILC Business School at Shanghai University, China – Research Ambassador am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. Andrei Yakovlev, Freie Universität Berlin – Research Ambassador am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. Frank Wilderson, University of California, Irvine, USA – Research Ambassador am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Assoc. Professor Ruediger Mueller, University of Guelph, Kanada – Research Ambassador am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Prof. Dr. Rozena Maart, University of Kwazulu-Natal, Südafrika – Research Ambassador am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Prof. Dr. Donald Bruce, University of Guelph, Kanada – Emeritierter Research Ambassador am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften